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5000 Hours around the world: Peking, die verschleierte Schönheit Chinas
Peking, die verschleierte Schönheit Chinas
Der Zug Nummer 023 mit den gardinenverhängten Fenstern und der langsam abblätternden Farbe, die wohl ursprünglich mal grün war, wird plötzlich langsamer, gibt ein letztes, eindrucksvolles Tuten von sich und bleibt schließlich stehen. Der Beginn meiner Reise in China ist gleichzeitig der Abschied von David und dem Nomadenleben in der Transsibirischen Eisenbahn.

Die erste Begegnung mit Peking spiegelt genau das wieder, was auch die Reise durch China sein wird- ein Abenteuer. Unter dem grau-rötlichen Himmel, der die Sonne hinter einem dichten Vorhang aus Smog verbirgt, suchen wir ein Taxi, das uns zu unserem ersten Hostel bringen soll.



Doch die Fahrt dorthin wird zur regelrechten Zerreißprobe- der Fahrer stapelt die Backpacks alle übereinander in den viel zu kleinen Kofferraum, lässt die Klappe offen und rast durch den in alle Richtungen strömenden Verkehr, der von „rechts vor links“ oder dem Begriff „Ampel“ nicht gar so viel hält. Natürlich, wie soll es anders sein, liegt mein Backpack zu ober erst und droht bei jeder Kurve (und das sind nicht wenige) herauszufallen.

Wie durch ein Wunder kommen wir dennoch wohlbehalten und nicht, wie erwartet, rucksacklos im Viertel des Qianmen Squares an, der umringt von kleinen, süßen Gässchen, „Hutongs“ genannt, im Herzen der Stadt liegt. Am Abend unseres ersten Tages in China schlendern Evi und ich durch die Straßen des nächtlichen Pekings. Es ist ein lauer Abend, die Atmosphäre ist entspannt und überall in den kleinen Gässchen wird getanzt und Musik gespielt. Mit uns ist Jérémy, ein Franzose, der in der transsibirischen Eisenbahn beschlossen hat, sich uns anzuschließen.





Um das China kennen zu lernen, wie man sich es immer vorgestellt hat, fahren wir zu einem Ort, wo wir genau das erleben sollen: Der Pearl Market. Ein unglaublich hektischer Ort, überfüllt mit Menschen, wo alle möglichen und unmöglichen Dinge verkauft werden. Kleine, drahtige Chinesinnen, die ihre Größe offensichtlich mit Lautstärke wettmachen wollen, preisen aufdringlich ihre Waren an. Von gefälschten Luis Vuittons bis gefälschtem Perlenschmuck gibt es hier alles, was der Mensch begehrt. Doch irgendetwas scheine ich falsch zu machen. Als ich versuche, einer –zunächst- überglücklichen Verkäuferin Schuhe für fünf Euro abzukaufen, erlebe ich mein blaues Wunder. Die nette kleine Chinesin von vor zehn Minuten wandelt sich in ein wütendes Ungeheuer und jagt mich schreiend aus ihrem Shop- ihre Schuhe wären 200 Euro wert, was ich mir erlaube!
Etwas verwirrt und eingeschüchtert wandere ich weiter durch den pulsierenden Markt ohne etwas zu kaufen, auf einmal fühle ich mich im Dunst der billigen Waren und der hysterischen Atmosphäre unwohl.

Lektion Nummer 1 zum Thema feilschen:
Lass die Verkäufer den ersten Preisvorschlag nennen!

Es ist Zeit, eines der berühmtesten Highlights Pekings zu besichtigen, das in ihrer Mitte liegt: Die verbotene Stadt. Der Name klingt mysteriös und geheimnisvoll und einst war die Stadt das auch: Für die einfache Bevölkerung Pekings war der Zutritt 491 Jahre lang verboten, während dort zwischen 1420 und 1911, in der Zeit der Qing und Ming Dynastien, 24 chinesische Kaiser residierten.
Doch die Realität heute ist etwas anders- tausende von Touristen drängen sich vor den Eingang der Stadt, den ein Porträt von Mao in Lebensgröße krönt.



Die Menschenmassen, die selbst jetzt, in der Nebensaison hereinströmen, zerstören etwas den Flair der Stadt. Dennoch ist es ein beeindruckender Anblick: Während auf der „Hauptstraße“ ein imposanter Tempel dem anderen folgt, gehen links und rechts unzählige kleine Gässchen ab, die sich Labyrinth-artig in die Ferne verlieren und schließlich in einen der 9999½ Räume der verbotenen Stadt enden.
Die Bauart der Mauern und Gebäude ist typisch chinesisch und sehr stilvoll- jeder Zentimeter Stein oder Holz ist mit Ornamenten geschmückt, bemalt oder mit Stuck besetzt. Die geschwungenen Dächer sind kunstvoll gestaltet, mit gelb, der Farbe des chinesischen Kaisers, glasiert und an jeder Ecke thronen kleine Statuen von Fabelwesen, die als Wächter der Kranken funktionieren sollen.

Verbotene Stadt



Am anderen Ende der Stadt liegt angrenzend an die Tempel ein idyllischer Park, in dem die sich kleine Ruheplätze mit Teichen und alten Bäumen abwechseln, ruhige chinesische Musik gibt der Atmosphäre ihre Harmonie.



Doch die verbotene Stadt ist nicht alles, was Peking zu bieten hat. Sehenswert ist auch der Konfuziustempel, der dem chinesischen Philosophen Konfuzius gewidmet ist. Eine interessante Ausstellung über das Leben und die Lehre Konfuzius‘ begleitet die Besucher während dem Spaziergang durch die Tempelgebäude. Konfuzius lebte von ca. 551 bis 479 vor Christus und lehrte das Erstreben von „Harmonie und Mitte, Gleichmut und Gleichgewicht“, das der Mensch vor allem durch den Respekt vor anderen Menschen und der Natur erreichen könne.

Konfuzius

Auch der Lamatempel (Yonghe-Tempel) hat viel zu geben. Die Architektur steht der der verbotenen Stadt in Nichts nach, wobei der Menschenandrang hier viel weniger und die Atmosphäre viel entspannter ist.
Es ist einer der größten lamaistischen Tempel außerhalb Tibets und wird auch Tempel des Friedens genannt, was die Stimmung dort passend beschreibt. Zahlreiche Buddhisten ehren ihre spirituellen Lehrer vor den Tempeln mit Räucherstäbchen, deren Duft sich über die ganze Tempelanlage breitet.





Der interessanteste Tempel ist die Halle des unendlichen Glücks, in der eine Buddhastatue aus Holz etwa 18 Meter in die Höhe und weitere 8 Meter unsichtbar in den Boden ragt.

Eine wahre Schönheit jedoch ist der Sommerpalast im Nordwesten Pekings, den wir an unserem vierten Tag in Peking entdecken. Die 290 Hektar große Anlage, die den Kaisern einst als Sommerresidenz diente, ist eine Mischung aus exorbitanter Gartenkunst und wunderschöner Architektur, die sich mit nichts vergleichen lässt. Der Eingang führt über eine verzierte Brücke, zu der sich rechts und links eine Art Miniaturvenedig erstreckt.
Danach ist ein kleiner Berg zu erklimmen, hinter dem sich ein atemberaubender Ausblick auf die riesige Parkanlage verbirgt.

Sommerpalast

Von einem Turm, der hoch über dem Park-See thront, blickt man über die ganze Pracht der Sommerresidenz, während kleine Bötchen, die die Menschen zu einer kleinen Insel hin und zurück bringen, wie kleine bunte Punkte über den See wandern.

Sommerpalast

Wir erwischen gerade so das letzte Bötchen, das zur Insel abfährt und laufen nach einer Erkundungstour über eine prunkvolle weiße Brücke zurück auf das Festland, von wo aus sich der Rest des Parks erforschen lässt. Der Sonnenuntergang lässt das Wasser elegant funkeln und die Reflexionen auf dem Brückengeländer tanzen bis die Sonne schließlich hinter den blassblauen Hügeln am Horizont verschwindet.



Fortsetzung folgt!