Wir beginnen unseren Besuch in Hong Kong im Niemandsland. Richtig gelesen, im Niemandsland.
Dieses befindet sich über dem Perlfluss, der Festlandchina mit Hongkong verbindet und zugleich die Grenze zwischen beiden Territorien darstellt- tritt man also aus China heraus und überquert den Fluss, ist man offiziell im Nirgendwo. Klingt magisch? Naja, Hongkong nimmt einem relativ schnell die Illusionen eines hinter dem Niemandsland liegendem Idyll. Lärmend und Hektisch brummt und kreischt die Stadt vor sich hin- 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Ja, Hongkong schläft nie.
Am Schlimmsten ist es in dem Viertel, wo wir unsere ersten Nächte ausharren müssen. Mong Kok heißt das Teufelsloch, wo wir unser „Hostel“ oder besser unsere Gefängniszelle suchen. Es befindet sich in einem riesigen dreckigen Hochhaus, in dem es auf 20 Stockwerke verteilt noch 5 andere Hostels gibt. Das „Hotelzimmer“ für gesalzene 34 Euro! ist grauenhaft- 6 Quadratmeter für 3 Personen, kein Fenster, kaum Licht, dafür in der Wandverkleidung Unmengen an Käfern und anderem Getier, das ich nicht ganz benennen kann. Wenigstens ist das Bad praktisch- auf den ganzen eineinhalb Quadratmetern kann man zur gleichen Zeit Duschen, Zähneputzen und auf die Toilette gehen. Ein Traum.
Im Gegensatz zum sauberen, aufgeräumten Shanghai (Ja, jetzt kann ich dem ganzen was abgewinnen) wimmelt die Stadt von Menschen. Es ist unmöglich, einen Schritt zu tun ohne gleichzeitig jemanden anzurempeln, überall schreien einem die grellbunten Reklamen entgegen und der hupende Verkehrsstrom bläst einem den Smog ins Gesicht. Wenigstens sind wir hier nur für maximal 3 Tage.
Dachte ich.
Aber Hongkong hat andere Pläne. Es stellt sich heraus, dass Franzosen hier Personas non gratas, Unerwünschte, sind, kurz, Jérémy bekommt kein zweites Visum.
Außer, er würde bereits ein Rückflugticket besitzen, Buchungen aller Hostels vorweisen können, die er vorhat, im nächsten Monat zu besuchen und hätte mindestens 3000 Euro aktuell auf dem Konto.
Okay, Plan B: Reiseagentur. So schwer kann das ja wohl nicht sein, ein Visum zu bekommen. Doch auch hier wird er schief angesehen, als er angibt, Franzose zu sein und darf erst mal 850 HK$ (ca. 85 Euro) zahlen, um das Visum irgendwann zwischen in 3 Tagen und 2 Wochen abzuholen. Na Prima.
Um die Zeit wenigstens sinnvoll zu nutzen, brechen wir auf, den Rest von Hongkong zu sehen. Mit einer Fähre der „Starferry“-Gesellschaft, die es schon seit 1888 gibt, aber immer noch denselben Preis von 2 HK$ verlangt, setzen wir zum Stadtteil „Central“ über, das sich auf dem Inselteil (Hongkong ist durch das Meer in zwei Teile geteilt) befindet. Vom Meer aus betrachten wir die gewaltige Skyline Hongkongs und erklimmen dann auf der Insel einen Hügel, auf dem sich ein kleiner süßer Park befindet, wo wir uns erst einmal ausruhen. Die Sonne scheint prall vom Himmel auf unsere von der mongolischen Wüste gerade kältegeprüften Körper und hat uns bereits nach einer halben Stunde völlig erschöpft.
Am Ende unserer ersten Woche in Hongkong verändert sich unsere weitere Reiseplanung etwas- zum Einen finden wir endlich einen Couchsurfing Platz (yuhu!) und zum anderen entscheidet sich Evi, uns zu verlassen, um dann nach Neuseeland und Australien weiter zu reisen.
Die Wohnung von Martin, unserem CS Host, liegt auf der Insel Hongkong und ist großartig. Im Vergleich zu unserem Hostel ist sie das reinste Paradies- ein eigenes Schlafzimmer, ein riesiges Wohn- und Badezimmer!
Zu seiner Wohnung in Soho kommen wir mit den berühmten Rolltreppen, die die Viertel am Victorias Hill miteinander verbinden- morgens führen diese nach Unten und die Menschen zur Arbeit, am Abend führen sie nach Oben, um sie wieder nach Hause zu bringen. Soho ist ein unglaublich europäisches Viertel, was man nicht nur an den Preisen erkennt- auf den Straßen sieht man kaum ein asiatisches Gesicht. Viele der hier lebenden Europäer arbeiten im riesigen Bankenviertel Hongkongs, was dadurch erleichtert wird, dass englisch neben chinesisch die offizielle Amtssprache ist.
Auf Martins Rat hin besichtigen wir den Victorias Peak- den Berg, der über Hongkong thront. Der Aufstieg ist mühsam in der Hitze und auch die tausend Moskitos helfen nicht gerade dazu. Dennoch ist der Ausblick berauschend und wir bereuen es keine Sekunde, uns hier hochgeschleppt zu haben. Den Abstieg übernimmt eine Art Tram für uns, die in fast 90° Grad und beängstigend schnell den Berg hinabrauscht.
Am nächsten Tag fahren wir schließlich zur Reiseagentur- und ich kann es kaum fassen- nach eineinhalb Wochen warten und 85 Euro bekommt Jérémy ein Visum –
für 5 Tage. 5! Tage!!! Der Grund? Persönlich. Was zum Teufel denken sich die chinesischen Behörden, soll man als Tourist in einem fast 10 Millionen Quadratkilometer großem Land mit 5 Tagen anfangen? Von einem Ort zum anderen fahren dauert mindestens schon einen ganzen Tag. Unglaublich. All unsere eifrig geschmiedeten Pläne scheinen sich vor unseren Augen in Luft auf zu lösen.
Doch wir geben nicht auf- eine letzte Möglichkeit bleibt: Die Verlängerung des Visums innerhalb von China-
Doch das ist eine andere Geschichte.
naja, mit mong kok haben sie in der tat den hektischsten stadtteil erwischt, dafür kostet ein hotelzimmer im mandarin oriental in central aber auch so an die 400,- tacken, pro nacht wohlgemerkt...
verbringen sie unbedingt einen abend in der aquabar in kowloon. eine spektakuläre sich aus dem 29.stock auf die skyline von central und die drinks zwar nicht ganz billig, aber bezahlbar!